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Die richtigen Entscheidungen treffen (2/2)

Um bestehende Verhaltensmuster zu durchbrechen und bessere Entscheidungen treffen zu können, braucht es einen Perspektivenwechsel. Im zweiten Teil zum Thema Entscheidungen schauen wir uns deshalb drei Gegenüberstellungen an, die uns dabei helfen können, unsere Sichtweise zu verändern.

20. März 2019

Kurzfristiges Vergnügen vs. langfristige Lebensfreude

Ein maßgeblicher Grund, warum wir Entscheidungen treffen, die uns nicht zu langfristiger Lebensfreude führen, ist unser Fokus auf das kurzfristige Vergnügen. Ich hatte bereits im Artikel „Weißt du, was du willst?“ darüber geschrieben. Ich möchte es aufgrund der großen Bedeutsamkeit an dieser Stelle aber noch mal wiederholen und erläutern.

Sehr häufig stellen wir kurzfristiges Vergnügen und kurzfristige Glücksmomente über langfristige Lebensfreude. Das heißt, wir tun lieber Dinge, die sofort Spaß machen, als etwas, was uns erst mal keine Freude bereitet, uns aber einen Schritt weiter in Richtung nachhaltige Lebensfreude bringen würde.

Zugegeben: der Fokuswechsel von kurzfristigem Vergnügen hin zu langfristiger Lebensfreude ist immer wieder eine Herausforderung, denn langfristiges Glück setzt voraus, kurzfristigem Vergnügen zu entsagen und kurzfristigen Schmerz zu überwinden.

Wer z. B. abnehmen möchte, muss auf ungesundes Essen verzichten (kurzfristiges Vergnügen) und regelmäßig Sport treiben (kurzfristiger Schmerz). Am Ende aber wird sich derjenige fitter und wohler in seiner Haut fühlen (langfristiges Glück).

Selbstverständlich sind die kleinen Glücksmomente des Alltags aber auch für unser langfristiges Glück verantwortlich. Es spricht also absolut nichts dagegen, sich auch ab und an mal ungesundes, aber herrlich leckeres Essen zu gönnen oder es sich auf der Couch gemütlich zu machen, statt zum Sport zu gehen. Die Balance hier der Schlüssel.

Reflektiere also immer wieder, ob sich deine Entscheidungen nur auf kurzfristige Vergnügen konzentrieren.

Liebe vs. Angst

Der nächste Gedanke war mir bereits bei vielen Entscheidungen eine große Hilfe. Gerade bei weitreichenden Entscheidungen hat mir die folgende Frage Klarheit geschenkt, sodass ich wusste, was zu tun ist: Basiert mein Handeln auf Liebe oder auf Angst?

Der Begriff Liebe ist hier nicht als romantische Liebe zu verstehen, die Herzklopfen verursacht und die Welt rosarot färbt. Mit Liebe ist an dieser Stelle ein umfassendes Konzept von Liebe gemeint. Es ist die Liebe, die uns das Gute im Menschen und das Schöne im Leben sehen lässt, ohne dabei die Realität zu verzerren. Sie betrachtet alles ganz klar. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf partnerschaftliche Themen, sondern auf alle Lebensbereiche.

Falls es für dich hilfreich ist, kannst du den Gedanken auch auf zwei Fragen aufteilen: 1. Was würde die Liebe tun? und 2. Was würde die Angst tun?

Die Liebe führt uns zu Leichtigkeit, zu nachhaltiger Lebensfreude und Erfüllung. Die Liebe öffnet Türen. Sie lässt uns frei fühlen, steht für das Weite. Die Liebe sieht Probleme als Chance. Die Liebe nährt Beziehungen aller Art: Lebenspartner, Familie, Freunde und Geschäftsbeziehungen.

Die Angst hingegen führt uns zu Schwere und Anstrengung, zu Leid und Trostlosigkeit. Die Angst schließt Türen und fördert Abhängigkeiten. Die Angst sieht keine Chancen, sondern vor allem Probleme. Sie steht für Enge und raubt Beziehungen jeglichen Nährboden.

In jeder Situation können wir auf zwei verschiedene Arten reagieren – basierend auf Liebe oder basierend auf Angst. Vielleicht kennst du ja auch meine Inspirationsreihe „Ego vs. Bewusstsein“ auf Instagram oder Facebook.

Die Angst ist mit dem Ego gleichzusetzen und die Liebe mit dem Bewusstsein. Die Gegenüberstellung von Ego und Bewusstsein bzw. Angst und Liebe verdeutlicht, dass aus einem Ereignis heraus zwei sehr unterschiedliche Reaktionen resultieren können, je nach dem, welchem inneren Anteil wir die Zügel in die Hand geben.

Der Gedanke kann bei Entscheidungsfindungen eine große Hilfe sein. In akuten Gefahrensituationen (wenn wir z. B. bedroht werden o. Ä.) ist es jedoch natürlich absolut richtig, dem Impuls der Angst zu folgen.

Richtige und falsche Entscheidungen

Als ich mich vor vielen Jahren von meinem damaligen Freund trennte, war ich der festen Überzeugung, dass es ein riesen Fehler war, mich überhaupt auf diesen Mann eingelassen zu haben. Die Beziehung dauerte zwar nur ein Jahr, aber sie war eine schmerzliche Erfahrung, sodass ich sie nach vielen Enttäuschungen schließlich beendete. In dieser Lebensphase damals hatte ich einen Tiefpunkt erreicht. Ich dachte: Nie wieder so eine Beziehung!

Doch mit diesem Gedanken hatte ich einen Prozess angestoßen, der mich zu der Erkenntnis brachte, dass es letztlich keine falschen Entscheidungen im klassischen Sinne gibt. Denn mit einer „falschen“ Entscheidung entscheiden wir uns nämlich zugleich für eine Lernerfahrung, die wir noch brauchen, um zukünftig bessere Entscheidungen treffen zu können.

Ich hatte damals also einfach noch nicht die Erfahrung, die ich benötigt hätte, um den richtigen Partner für mich zu wählen. Ich wusste nicht, worauf ich achten muss, damit eine Beziehung harmonisch ist. Daher bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass es notwendig war, diese schmerzvolle Erfahrung zu machen. Über Jahre reflektierte ich immer wieder über die vergangene Beziehung, glich die Erkenntnisse mit neuen Erfahrungen ab und verfeinerte stetig meine Vorstellungen und Wünsche an eine Partnerschaft. Rückblickend war diese Beziehung also ein hervorragender Lehrmeister. Würde ich heute mein jüngeres Ich treffen, würde ich mich deshalb nicht vor dieser Beziehung warnen, sondern würde noch mal jede Erfahrung in derselben Form machen wollen.

Auch mache ich meinem damaligen Freund keinen Vorwurf. Er hat das Beste getan, was er konnte. Und auch ich habe das Beste getan, was ich konnte. Wir beide haben Erfahrungen gesammelt, mit denen wir uns weiterentwickeln konnten.

Kurzum: Wir können selbst entscheiden, wie wir mit negativen Erfahrungen umgehen. Entweder sehen wir uns als denjenigen, dem Unrecht getan wurde, und verharren ewig in einer Opferhaltung, oder wir fangen an, über unsere negativen Erfahrungen zu reflektieren.

Versuche also, nach negativen Erfahrungen eine andere Perspektive einzunehmen. Aus der Vogelperspektive z. B. können wir Zusammenhänge, Ursachen und Verkettungen viel besser erkennen. Mögliche Fragen sind hier: Warum habe ich diese unangenehme Erfahrung gemacht? Was kann ich daraus lernen? Was kann ich zukünftig besser machen? Kann ich eine andere Haltung zu diesem Thema annehmen?

In manchen Fällen ist es auch sinnvoll, sich für die Reflektion und Verarbeitung von negativen Erfahrungen professionelle Hilfe zu suchen. Viele sind jedoch gehemmt, sich Unterstützung von Therapeuten oder Coaches zu holen. Mir persönlich haben die Fragen und Sichtweisen eines unbeteiligten Profis immer sehr geholfen. Ich kann dich also nur dazu ermutigen.

Mit einer falschen Entscheidung entscheiden wir uns für eine Erfahrung, die wir noch brauchen, um zukünftig bessere Entscheidungen treffen zu können – dieser Gedanke entspannt mich sehr. Natürlich will ich trotzdem so viele richtige Entscheidungen wie möglich fällen. Aber mit dieser neuen Sichtweise verliert meine Angst vor falschen Entscheidungen spürbar an Macht. Und wie ich vorhin bereits erwähnte, ist Angst meist nicht der beste Ratgeber bei Entscheidungen.

Aus alten Mustern ausbrechen

Vielleicht hilft dir der ein oder andere Gedanke dabei, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Oft entscheiden wir unbewusst. Nimm dir also Zeit und betrachte die Dinge aus verschiedenen Perspektiven – dann ist es möglich, aus alten Mustern auszubrechen und bessere Entscheidungen zu treffen.

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