Die Macht der Worte (2/3) – Positives und negatives Vokabular
Unsere Wortwahl hat Einfluss auf Emotionen – auf unsere eigenen und die unserer Mitmenschen. Deshalb ist eine bewusste Wortwahl hilfreich, um eine bestärkende Geisteshaltung zu erzeugen und ein positives Umfeld entstehen zu lassen.
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Jedes Wort ist ein Samen im mentalen Garten
Oft verwenden wir unbewusst Formulierungen, die nicht gerade zu einem positiven Gemütszustand beitragen. Fühlt sich zum Beispiel jemand überfordert und drückt diesen Zustand mental und verbal immer und immer wieder aus, dann wird das die empfundene Überforderung verstärken.
Stell dir einmal vor, in deinem Bewusstsein befände sich ein großer Garten. Mit jedem neuen Gedanken säst du darin einen Samen. Wiederholst du nun diesen Gedanken, säst du nicht nur neue Samen, sondern pflegst auch die bereits bestehenden Samen und Pflanzen derselben Gedankensorte. Es liegt also in unserer Hand, ob ein Meer aus wucherndem Unkraut oder farbenprächtigen Blumen und großen Obstbäumen, die irgendwann Früchte tragen werden, in unserem mentalen Garten wächst.
In unserem Beispiel würde die Person beim ersten Gedanken der Überforderung also die ersten Samen aussäen. Dreht sie sich gedanklich nun immer weiter um dieses Gefühl der Überforderung, dann bleibt sie in diesem emotionalen Zustand stecken, sät weitere Samen der Überforderung und pflegt zugleich die bereits vorhandenen Sprösslinge. Und ehe sie sich versieht, steht ein großer Teil ihres mentalen Gartens voll mit „Überforderung“.
Hinderliche Gedanken erkennen und ändern
Je früher wir erkennen, dass wir unser Bewusstsein mit hinderlichen Gedanken und Emotionen füttern, desto früher können wir versuchen, diese Gedanken durch förderliche zu ersetzen. Damit meine ich nicht, die negativen Gedanken und Emotionen zu verdrängen. Es ist gut, dass wir sie haben, denn sie geben uns die Möglichkeit, zu erkennen, wo wir in unserem Leben genauer hinschauen sollten. Problematisch wird es jedoch, wenn wir wie in einer Dauerschleife in diesen negativen Gedanken und Emotionen festhängen. Auf dem Weg zur Lösung schaltet gedankliche Negativität das Licht aus, und wir tappen im Dunklen herum. Positive und bestärkende Gedanken hingegen lassen die mentalen Scheinwerfer wieder strahlen und führen uns zu neuen Lösungsansätzen.
Hinderliche Gedankenschleifen zu durchbrechen und durch positive Gedanken zu ersetzen, ist nicht immer einfach. Es funktioniert oft nicht sofort. Aber es ist ein bzw. mehrere Versuche wert.
So könnte die Person im vorhin genannten Beispiel im ersten Schritt erkennen: „Oh, ich glaube, ich fühle mich überfordert. Interessant. Woran das wohl liegt? Kann ich die Situation verändern? Und wenn ja, wie kann ich sie verändern? Kann ich jemanden um Hilfe bitten?“
Ist es nicht möglich, eine Situation zu verändern, ist es ratsam, sich in Akzeptanz zu üben. Wenn eine Situation im Augenblick unveränderlich ist, dann bleibt uns letztlich auch gar nichts anderes übrig, als sie so, wie sie ist, anzunehmen. Andernfalls gehen wir in permanenten Widerstand, was uns Kraft kostet und weitere negative Samen sät. Eine Situation im gegenwärtigen Moment anzunehmen, bedeutet nicht, in die Opferrolle zu gehen. Derjenige, der in Widerstand mit der Situation ist, der sich darüber beklagt, der sagt, das darf doch nicht wahr sein, der ist in der Opferrolle. Eine aktuell nicht veränderbare Situation zu akzeptieren und dabei offen und wach für neue Chancen und Möglichkeiten zu sein, ist dagegen eine bewusste Haltung.
Hinderliches durch bestärkendes Vokabular ersetzen
Negative Worte können durch positive Formulierungen ersetzt werden. Mit positiven Formulierungen erlauben wir Veränderung. Negativität allerdings bindet uns fest, verkleinert unser Sichtfeld und verschließt uns. Positive Gedanken dagegen machen uns flexibel, ermöglichen uns ein größeres Sichtfeld und lassen uns offen für neue Impulse sein.
Negative Formulierungen und ihre positiven Aspekte:
Der ist ja arrogant.
Ich kann sein wahres Ich noch nicht erkennen.
Ich bin angespannt.
Ich merke, dass ich etwas mehr Ruhe brauche.
Ich habe Angst.
Ich bin diese neue Situation nicht gewöhnt.
Das ärgert mich.
Was kann ich aus dieser Erfahrung lernen?
Ich bin deprimiert.
Ich stehe kurz vor dem Wendepunkt.
Ich bin eifersüchtig.
Ich merke, dass dieser Mensch mir sehr wichtig ist.
Ich bin enttäuscht.
Was kann ich aus dieser Erfahrung lernen?
Ich bin erschöpft.
Ich merke, dass ich etwas mehr Ruhe brauche.
Ich bin faul.
Ich gönne mir gerade etwas Ruhe.
Ich bin frustriert.
Ich suche nach einer Veränderung.
Ich bin gelangweilt.
Ich bin bereit für Neues.
Ich bin gestresst.
Ich habe gerade viel zu tun.
Ich bin nervös.
Ich bin energiegeladen.
Ich bin überfordert.
Ich bin herausgefordert.
Ich bin ungeduldig.
Ich freue mich auf das, was kommt.
Ich fühle mich verletzt.
Was kann ich aus dieser Erfahrung lernen?
Ich bin verunsichert.
Ich hinterfrage die Situation.
Ich bin verwirrt.
Ich lerne gerade etwas Neues.
Ich bin wütend.
Ich bin bereit für Veränderung.
Ich mache mir Sorgen.
Ich werde an dieser Stelle besonders achtgeben.
Die Liste macht deutlich, dass jeder negative Satz einen positiven Aspekt in sich trägt, der erkannt werden will. Die Herausforderung dabei besteht darin, sich dessen bewusst zu werden, das heißt, unsere negative Gedankenschleife zu bemerken, sie zu unterbrechen und zu erkennen, welche Chance sich dahinter verbirgt. Diese Liste enthält natürlich nur eine kleine Auswahl an Gedanken. Dir fallen sicher noch weitere Beispiele und vielleicht noch bessere positive Formulierungen ein.
Es ist wesentlich einfacher, in der Opferrolle zu bleiben und dem Ego freien Lauf zu lassen. Ich sage gerne: „Glücklich sein ist Arbeit“. Sich immer wieder zu reflektieren und sich zu hinterfragen, kostet Kraft und fordert Disziplin. Aber die Mühe ist es Wert.
Wie geht es dir mit dem Thema? Fallen dir deine negativen Gedankenschleifen auf, und kannst du sie durchbrechen? Ich freue mich, wenn du deine Erfahrung in einem Kommentar mit mir und den Lesern teilst.
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