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Die Macht der Worte erkennen und nutzen (1/3)

In der Regel schenken wir unserer Wortwahl im Alltag keine besondere Aufmerksamkeit. Unser Vokabular hat jedoch enormen Einfluss auf unsere Denk- und Verhaltensweisen. Worte programmieren uns, und diese Programmierung können wir bewusst steuern.

13. September 2018

Die vielen Bedeutungen eines Wortes

Jeden Tag drücken wir uns mithilfe von Worten aus. Mit Worten bringen wir Freunde zum Lachen, zeigen unserem Partner die Liebe, die wir für ihn empfinden, und erklären dem Kunden das geplante Projekt. Worte können ermutigen, beruhigen, versöhnen, beleidigen und verletzen. Dies geschieht jedoch nicht schlicht allein durch aneinandergereihte Buchstaben, sondern durch die Bedeutung, die wir den Worten beimessen. Das Wort an sich kannst du dir also wie eine leere Kapsel vorstellen, das wir mit Inhalt – also Bedeutung – füllen.

Persönliche Bedeutung

Wir haben mit der Zeit gewisse Erfahrungen gemacht oder sind zu Erkenntnissen gekommen, die einem Wort eine neue oder weitere Bedeutung gegeben haben. Das geschieht unbewusst. Niemand macht eine Erfahrung und sagt: „Oh, dem Wort XY verleihe ich jetzt eine neue Bedeutung“. Diese Neubefüllung von Worthülsen geschieht also automatisch. So könnte z. B. der Begriff Arbeit bisher mit „Geld ranschaffen“, „muss getan werden“, „macht keinen Spaß“ verbunden gewesen sein, nach einer beruflichen Veränderung aber mit „persönliche Weiterentwicklung“, „Visionen umsetzen“ und „Geld verdienen“ assoziiert werden.

Gemeinschaftliche Bedeutung

Eine Gruppe von Menschen, die in irgendeiner Weise regelmäßig miteinander zu tun haben, hat einem Wort eine bestimmte Bedeutung gegeben. Diese Menschengruppe kann zum Beispiel eine Familie, ein Unternehmen, ein Freundeskreis oder ein Verein sein. Innerhalb dieser Gruppe weiß jeder, was ein gewisses Wort bedeutet.

Unsere Eltern beispielsweise füllten tausende Worte mit Inhalt, den wir für Jahrzehnte oder vielleicht bis an unser Lebensende nicht mehr verändern. Die Inhalte, die wir als Kind vermittelt bekommen haben, sind oft wie einzementiert. Die Familie hat wahrscheinlich den größten Einfluss auf unseren Sprachgebrauch und unsere Wortwahl.

Kollektive Bedeutung

Jedes Kollektiv gibt gewissen Wörtern eigene Bedeutungen. So nutzt z. B. jede Berufsgruppe bestimmte Begriffe in einem eigenen brancheninternen Kontext. Weitere Kollektive sind z. B. Länder, Städte, Generationen, soziale Schichten, Bevölkerungsgruppen, sexuelle Orientierungen, Interessengebiete etc.

Gesellschaftliche Bedeutung

Der gesellschaftliche Sprachgebrauch wird täglich von den Medien beeinflusst. Die Inhalte, die der Mainstream stetig konsumiert, prägen die Wortwahl und füllen Worte mit neuer Bedeutung.

Bei all dem ist es wichtig, zu verstehen, dass jeder Mensch Worte anders interpretiert. So kann ein gesprochener Satz für drei verschiedene Menschen etwas völlig anderes aussagen. Babylon lässt grüßen.

Unsere Gedanken – unsere tägliche Programmierung

Wir kommunizieren nicht nur mit anderen Menschen, sondern auch mit uns selbst. Dabei kleiden sich unsere Gedanken ebenfalls in Worte. Die Art, wie wir mit uns selbst sprechen, kann uns bestärken und motivieren, aber uns auch kleinmachen und entmutigen. In der Regel denken wir nicht darüber nach, wie wir mit uns selbst reden. Es ist über die Jahre hinweg entstanden, ohne ein bewusstes Eingreifen von uns.

Leider sprechen wir oft in einem Tonfall mit uns selbst, den wir sonst keinem unserer Freunde oder sonstigen Mitmenschen zumuten würden – kritisch, zweifelnd und schimpfend. So ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mich kritisiere: „Das Projekt hätte besser laufen können“, wie ich an mir zweifle: „Bin ich wirklich schon bereit, meine Gedanken in einem Blog zu veröffentlichen?“, und wie ich mit mir schimpfe: „Das hätte dir früher auffallen müssen! Was hast du dir nur dabei gedacht?“

Das Gute daran ist: Ich bemerke es mittlerweile und kann dem Gedankenstrom Einhalt gebieten. Früher konnten diese Gedanken jedoch wie eine Herde wild gewordener Pferde loslaufen. Ich habe meinem inneren Dialog freien Lauf gelassen. Nach und nach sind mir meine Gedankenmuster allerdings bewusst geworden, und mir ist aufgefallen, welche Worte immer und immer wieder vorkommen.

Wenn du magst, beobachte doch einige Tage lang einmal, welche Sätze du dir immer wieder sagst.

  • Ist es ein positiver oder negativer Gedanke?
  • Wie oft wiederholst du diesen Satz am Tag?
  • Beschäftigt er sich mit der Vergangenheit, dem aktuellen Moment oder der Zukunft?
  • Bringt er dich deinem Ziel ein Stück näher, oder ist er hinderlich für das Erreichen deines Ziels?
  • Vergrößert der Gedanke dein Ego oder dein Herz?
  • Welche Worte kommen immer wieder vor?

Abends die inneren Stimmen nochmal Revue passieren zu lassen und in einem Notizbuch zu notieren, kann sehr hilfreich dabei sein, seine eigenen Gedankenmuster besser verstehen zu lernen. Zu Beginn wird es noch anstrengend sein, seine Gedanken zu beobachten. Eine permanente Beobachtung ist zudem auch gar nicht möglich. Bereite dir dabei also keinen Druck – es braucht eben Zeit und Übung. Bis sich eine gewisse Routine eingestellt hat, können wir unsere Emotionen als Hilfsmittel nutzen. Immer, wenn eine Emotion eine Welle schlägt, ist es ein guter Zeitpunkt, kurz innezuhalten und den gerade gedachten Gedanken wahrzunehmen.

Mentale Programme werden Realität

Unsere täglichen Gedanken programmieren uns, und unsere inneren Programme bestimmen unser Handeln und damit unsere Realität.

Die folgende Weisheit verdeutlicht sehr schön, was ich damit meine:

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu deinen Worten.
Achte auf deine Worte, denn sie werden zu deinen Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden zu deinen Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er bestimmt dein Leben.

Wer ein bewusstes Leben führen möchte, kommt also nicht umhin, sich mit seinen Gedanken und Worten zu beschäftigen. Sie weisen den Weg, dem unser Leben folgt.

Im nächsten Blogbeitrag werde ich das Thema fortführen. Ich werde darüber schreiben, wie wir unser hinderliches Vokabular durch förderliches ersetzen, wie Menschen sich gegenseitig mit Worten beeinflussen und wie wir bewusster damit umgehen können.

Machst du dir auch Gedanken über deinen täglichen Sprachgebrauch? Welche Erfahrungen hast du beim Beobachten deiner Gedanken bisher gemacht? Konntest du dich dadurch besser kennenlernen? Teile gerne deine Gedanken als Kommentar.

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