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Warum du mit Achtsamkeit intensiver lebst

Achtsamkeit mag im ersten Moment für manche mühsam und langweilig klingen. Wer aber achtsam lebt, der erfährt sein Leben intensiver und bewusster denn je. Was hinter Achtsamkeit steckt und warum es im digitalen Zeitalter zunehmend an Bedeutung gewinnt.

5. August 2018

In unserer schnelllebigen Gesellschaft fallen wir immer häufiger in den Autopiloten. Wir hetzen durch den Tag und denken nicht recht darüber nach, was wir sagen oder was wir tun. Unsere Gewohnheiten und inneren Antreiber haben die Zügel in der Hand – meist ohne unser Wissen. Das hat zur Folge, dass wir oft Ereignisse, Chancen und Details um uns herum nicht wahrnehmen. Wir treffen unkluge Entscheidungen und lassen uns unreflektiert von unseren Emotionen lenken.

Wer achtsam lebt, sitzt selbst wieder auf dem Fahrersitz seines Lebens

Mit Achtsamkeit lassen wir wieder etwas zu, das den meisten abhandengekommen ist: Langsamkeit und Momente der Stille. Doch allein schon der Begriff Langsamkeit macht viele nervös. „Ich hab in meinem Job so viel zu tun, da kann ich es mir nicht leisten, langsam zu sein“, ist eine typische Reaktion. Wenn ich von Langsamkeit spreche, meine ich jedoch nicht, dass wir unsere Arbeit langsamer erledigen oder im Schneckentempo durch unser Leben gehen sollen. Ich meine damit, dass wir immer wieder mal Momente der Langsamkeit zulassen sollten, um eine Situation als Ganzes wahrnehmen zu können, um unser eigenes Befinden erspüren und Reflexion ermöglichen zu können. Denn wenn wir hetzen, erleben wir nur die Hälfte von dem, was um uns herum passiert. So hören wir vielleicht, was in einem Meeting besprochen wird, und reagieren auf das Gesagte, wir hören aber nicht, was zwischen den Zeilen gesagt wird, und erkennen nicht, worum es wirklich geht.

Wir können uns also vor oder während eines Meetings einen Moment fokussieren und uns fragen:

  • Wie geht es mir? Wie fühle ich mich? Habe ich Energie oder bin ich müde? Bin ich nervös oder entspannt?
  • Um was geht es in diesem Meeting? Was ist das Thema? Wer ist daran beteiligt und wer vertritt welche Interessen?
  • Was ist meine Haltung zu dem Thema? Was ist für das Projekt das Beste?

Diese Fragen können wir uns natürlich nicht nur vor Meetings stellen, sondern in allen möglichen Situationen.

Es sind immer drei Hauptfragen:

  • Wie geht es mir gerade?
  • Um was geht es in der Situation wirklich?
  • Wie ist meine Haltung dazu?

Mit diesen drei Fragen betrachten wir die Situation von oben. Dadurch sind wir nicht mehr nur Teil der Situation, sondern neutraler Beobachter. Somit können wir erkennen, worum es wirklich geht, und bewusst handeln. Wir hören auf, zu reagieren, und fangen an, zu agieren. Das ändert für uns die ganze Situation.

Stellen wir dabei z. B. fest, dass wir uns gerade ärgern, dann können wir eine bewusste Haltung einnehmen und so genauer darauf achten, was wir sagen, da wir sonst womöglich von unseren Emotionen geleitet schnell pampig antworten würden.

Durch diese Momente, in denen wir zum Beobachter werden, befähigen wir uns dazu, bewusste Entscheidungen zu treffen und unser Leben bewusst zu gestalten. Bye bye Autopilot, welcome Driver Seat. Es erfordert allerdings tägliche Übung, um aus dem neutralen Beobachten eine Gewohnheit zu machen.

Langsamkeit lässt uns mehr erleben

Momente der Langsamkeit lassen uns jede Situation intensiver erleben. Wir nehmen schlicht mehr Details wahr. So wird z. B. aus einem normalen Gespräch, in dem wir sonst oft auf Gesagtes nur reagieren und häufig nur unsere eigenen Geschichten einbringen wollen, ein Gespräch, bei dem wir wirklich mit allen Sinnen zuhören und mit Empathie verstehen wollen, worum es tatsächlich geht, um dann bewusst darauf antworten zu können.

Aus einem einfachen Spaziergang entsteht so auch ein Meer an Eindrücken. Wo wir sonst vielleicht gedankenverloren durch einen Park oder Wald gehen, können wir mit etwas Langsamkeit erleben, wie ein leichter Wind uns entgegenweht, wie die Bäume im Sonnenlicht grün leuchten und die Blätter leise rascheln, wie wir den Jogger schon von Weitem hören und wie sich der Kies, auf dem wir laufen, durch die Schuhe anfühlt. So viele Details werden uns auf diese Weise zugänglich. Das lässt uns die Dinge viel intensiver erleben.

Beobachten statt Denken

Wenn wir uns auf solch intensives Erleben einlassen, dann ziehen wir automatisch unsere Aufmerksamkeit von unseren Gedanken ab und lenken sie auf das Beobachten. Wir stecken häufig unbewusst in Gedankenschleifen, sodass wir eben die vielen Details um uns herum gar nicht wahrnehmen können. Meist sind diese Gedankenschleifen eine Belastung für uns: Wir grübeln über vergangene Situationen, wir überlegen, was wir noch alles tun müssen, wir sorgen uns um die Zukunft und vieles mehr. Das kostet uns viel Energie. Doch diese sich wiederholenden Gedanken durch Momente der Stille zu stoppen, beruhigt uns, steigert unser Wohlbefinden und fördert unsere Kreativität.

Beobachten hilft uns also dabei, Gedankenschleifen zu durchbrechen und im jetzigen Moment anzukommen.

Achtsamkeitskiller Smartphone

Wir kennen es alle: Wir müssen irgendwo warten – zack, Handy raus. In einer unserer Apps gibt’s sicher was Neues zu sehen. Wenn wir also nicht in Gedanken versunken sind, dann hängen wir oft am Handy. Und wir wissen es selber, wenn wir am Handy sind, nehmen wir nur noch einen Bruchteil von dem wahr, was um uns herum passiert. Das mobile Internet hat sich zur wahrscheinlich größten Ablenkung aller Zeiten entwickelt. Permanente Informationsüberflutung lässt keinen Raum für Achtsamkeit und Bewusstheit.

Wir greifen häufig völlig automatisch zum Handy – weil wir uns langweilen, weil wir neue Nachrichten erhalten haben oder weil wir uns eine kurze „Pause“ gönnen wollen.

Wenn du magst, beobachte doch heute mal, wie oft du unbewusst zum Telefon greifst.

Um nicht völlig von digitalen Geräten bestimmt zu werden, müssen wir lernen, bewusster mit ihnen umzugehen. Ich nenne diesen bewussten Umgang „Digitale Achtsamkeit“. Das Thema „Digitale Achtsamkeit“ werde ich im nächsten Blogartikel ausführlicher behandeln

Wie integrierst du Achtsamkeit in deinen Alltag?

Welche Erfahrungen hast du gemacht? Wie hat sich dein Leben dadurch verändert? Lass es mich in den Kommentaren wissen.

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