Seite wählen

Das Leben, ein steter Wandel

Oft fällt es uns schwer, Veränderungen anzunehmen. Deshalb halten wir häufig an Bestehendem, an Menschen, Dingen, Situationen etc., fest. Doch Leben bedeutet stetiger Wandel. Es liegt an uns, ob wir Veränderungen als Problem wahrnehmen und dagegen ankämpfen oder sie als Chance erkennen und das Entwicklungspotenzial nutzen.

11. Juni 2019

Festhalten oder loslassen?

Früher war ich kein großer Freund von Veränderungen – ich hing am Status Quo. So wie es war, war es gut, und so sollte es auch bleiben. Schließlich hätten Veränderungen auch missliche Umstände bringen können. Die Angst, dass etwas schlechter hätte werden können, veranlasste mich zum Festhalten. Heute ist das anders. Ich mag Veränderungen, und von Zeit zu Zeit sehne ich mich sogar danach.

Was ich damals nicht erkannte: Veränderung bedeutet in der Regel auch Entwicklung. Das Leben entwickelt sich ständig weiter. Wir entwickeln uns ständig weiter. Wer sich also gegen jegliche Veränderung wehrt, der verhindert oft auch seine eigene Entwicklung. Das heißt allerdings nicht, dass wir jeden äußerlichen Wandel einfach tatenlos hinnehmen müssen. Wir können den Veränderungsprozess aber bewusst beobachten und in eine Richtung lenken, die sich für uns gut anfühlt.

Wer Veränderung nicht zulässt, muss enorme Energie aufwenden. Denn das Festhalten am Status Quo ist äußerst kraftraubend. Das Leben ist ein Fluss, den wir nicht aufhalten können. Wer stehen bleibt oder gar zurück will, kämpft somit gegen den Strom. Für einige Zeit mag das möglich sein. Aber irgendwann wird uns die fortwährende Kraft des Stromes zum Aufgeben zwingen – dann fühlen wir uns erschöpft. Besser ist es da, die Zeichen des bevorstehenden Wandels zu erkennen, sich darauf vorzubereiten und den Veränderungsprozess aktiv mitzugestalten. Denn obwohl wir mit dem Strom der Veränderung schwimmen, können wir trotzdem bewusst eingreifen, nach links und rechts schwimmen, um Stromschnellen und Hindernissen auszuweichen, und uns bei Gabelungen für eine Richtung entscheiden.

Veränderungen sind Chancen

Es gab einen Punkt in meinem Leben, an dem ich erkannte, dass ich alles, was mir widerfährt, als Lernaufgabe sehen kann. Diese Sichtweise befreite mich davon, Probleme als unfair oder als Schikane zu betrachten und sie stattdessen als Herausforderung zu verstehen, die mich dazu motivieren soll, mich weiterzuentwickeln. Ich muss mich nur immer wieder neu für diese Sichtweise entscheiden.

Diese Herangehensweise mag zunächst anstrengend wirken. Oft ist es schließlich einfacher, sich zu beklagen, als nach einem Sinn oder einer Lektion hinter einer Veränderung zu suchen. Manchmal braucht es Wochen, Monate oder gar Jahre, bis wir einen Sinn darin erkennen können. Bis dahin heißt es, entspannt bleiben, keinen Sinn erzwingen oder konstruieren und darauf vertrauen, dass die Erkenntnis schon zum richtigen Zeitpunkt kommen wird.

Folgende Fragen können dir dabei helfen, Veränderungen als Chance wahrzunehmen:

  • Wie stehe ich der Veränderung gegenüber?
  • Habe ich bisher die Augen verschlossen und wollte die ersten Vorboten des Wandels nicht sehen?
  • Welchen Vorteil könnte diese Veränderung für mich haben?
  • Welches Zutun braucht es von meiner Seite, damit diese Veränderung gut verläuft?
  • Braucht es für ein gutes Ergebnis neue Fähigkeiten? (z. B. mehr Mut, striktere Grenzen, bessere Kommunikation, mehr Offenheit etc.)
  • Kann ich jemanden um Hilfe bitten?
  • Hänge ich an der alten Situation? Und wenn ja, warum?
  • Gibt es Bereiche der alten Situation, die ich erhalten möchte? Wenn ja, wie kann ich das schaffen?
  • Was kann ich an dieser Veränderung lernen?
  • Warum kommt diese Veränderung gerade jetzt?

Innere Veränderungen

Es gibt nicht nur äußerliche Veränderungen, die wir nicht aufhalten können, sondern auch innere. Vor einigen Jahren beispielsweise bemerkte ich eine solche innere Veränderung an mir. Ich arbeitete damals in einem Technologie-Unternehmen, und obwohl sich äußerlich dort wenig veränderte, beobachtete ich, wie ich selbst immer weniger Lust auf meinen Job hatte. Der Gedanke, jeden Tag dort bis 18 Uhr im Büro verbringen zu müssen, erzeugte einen immer größer werdenden Widerstand in mir. Ich konnte diese innere Veränderung nicht aufhalten. Ich konnte meine neuen Gefühle nicht ändern und mir einreden, dass mir meine Arbeit noch immer so gut wie früher gefiel. Das einzige, was ich tun konnte, war, in mich zu gehen und herauszufinden, warum ich nicht mehr gern dort arbeitete. So fand ich relativ schnell heraus, was der Grund für mein Unbehagen war, und was ich dagegen unternehmen konnte: Ich fühlte mich zunehmend eingesperrt in meinem momentanen Beruf und wollte mehr Freiheit. Also lag es nahe, sich selbstständig zu machen. Doch der Gedanke der Selbstständigkeit machte mir Angst, Angst vor finanzieller Unsicherheit, Angst vorm Scheitern, Angst davor, mein gewohntes Umfeld zu verlassen, und Angst davor, dass mich meine Kollegen, die wie Freunde für mich waren, nicht mehr mögen würden.

Ich wusste aber, dass ich nicht darauf hoffen brauchte, dass ich mich zurückentwickeln würde und die derzeitigen Umstände mich irgendwann wieder zufriedenstellen würden. Ich öffnete mich also dem Gedanken der Selbstständigkeit. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie ich es angehen sollte, aber ich musste ja nicht sofort meinen Job kündigen, sondern konnte mich erst mal mit dem Thema beschäftigen und die Fühler ausstrecken. In den darauffolgenden Monaten passierte dann einiges. So lernte ich die Besitzer einer kleinen Werbeagentur kennen, die mich fragten, ob ich nicht nebenbei als Freelancer für sie arbeiten würde. Ich zögerte zuerst, erkannte aber schnell die Chance. Diese Begegnung war ein großes Glück für mich, denn es war der erste Schritt in die neue Richtung.

Ich hatte also die Zeichen der bevorstehenden Veränderung erkannt und mich darauf vorbereitet. Ich hatte nach innen gehorcht und verstanden, dass eine Veränderung notwendig war. Dieser innere Prozess öffnete mich und ließ mich Chancen wahrnehmen, die ich andernfalls nicht gesehen hätte.

Zeichen unserer inneren Teile

Das Leben verändert sich nicht nur im Außen, sondern auch im Inneren. Selbst wenn äußerlich alles gleich zu bleiben scheint, können trotzdem Veränderungen stattfinden. Teile in uns, die sich weiterentwickeln wollen, lassen uns anders fühlen und geben uns dadurch kleine Zeichen. Diese inneren Teile wollen gesehen und gehört werden. Wenn wir sie ignorieren, werden sie im Dunklen größer und größer und suchen sich irgendwann einen neuen Ausdruckskanal. Es liegt also an uns, ob wir sie ignorieren oder ihnen zuhören.

Mehr davon? Abonniere den Mindfulclass Newsletter.

Du erhälst maximal zwei E-Mails pro Monat. Der Newsletter ist kostenfrei und du kannst dich jederzeit abmelden.

Warum uns Stille guttut

Für Stille gibt es heute nur noch wenig Raum. Viele gehen der Stille sogar aus dem Weg. Wir sind sie nicht mehr gewöhnt. Doch Stille verleiht unserem Leben Tiefe und ermöglicht Reflexion. weiterlesen

Digitale Achtsamkeit

Das Smartphone zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden. Der Umgang damit ist zu einer solchen Selbstverständlichkeit geworden, dass wir gar nicht mehr bemerken, wie abgelenkt wir davon sind. weiterlesen

Warum du mit Achtsamkeit intensiver lebst

Achtsamkeit mag im ersten Moment für manche mühsam und langweilig klingen. Wer aber achtsam lebt, der erfährt sein Leben intensiver und bewusster denn je. weiterlesen