Mit sechs Fragen zu mehr Akzeptanz
Manchmal verläuft das Leben nicht so, wie wir es gerne hätten. Vorhaben lassen sich nicht so umsetzen, wie wir es geplant haben. Menschen in unserem Umfeld verhalten sich anders, als wir es uns wünschen. Und auch wir selbst machen manchmal Fehler, die wir im Nachhinein bereuen. Dann gehen wir in Widerstand zu dem, was ist, und werden unglücklich.
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Je häufiger wir gegen das ankämpfen, was gerade ist, desto unglücklicher werden wir. Die Gründe, warum wir uns so gegen die Realität stellen, sind oft sehr gut nachvollziehbar. Doch bei genauerer Betrachtung stellen wir fest, dass dieser Kampf aussichtslos und vielleicht sogar ein bisschen wahnsinnig ist.
Wenn etwas in unserem Leben passiert, was wir so nicht erwartet haben, denken wir oft Sätze wie: Das darf doch nicht wahr sein!, Das glaube ich nicht! oder Das hätte nicht passieren dürfen! Mit solchen Sätzen beginnt der Kampf gegen die Realität. Und dieser Kampf macht uns oft wütend, traurig und ängstlich. Warum also weiterkämpfen, wenn dabei diese negativen Gefühle entstehen?
Leg dich nicht mit der Realität an, denn sie hat bereits gewonnen
Wenn wir Geschehenes nicht akzeptieren wollen, legen wir uns mit der Realität an. Doch die Realität ist nun mal so, wie sie ist. Sie hat bereits stattgefunden und damit längst gewonnen. Wir können Geschehenes nicht mehr rückgängig machen. Unser Ego fühlt sich den äußeren Umständen dann oft hilflos ausgeliefert. Und tatsächlich sind wir der bereits geschehenen Realität auch ausgeliefert. Doch der noch nicht stattgefundenen Realität stehen wir nicht ohnmächtig gegenüber, denn sie wird erst noch erschaffen. Und wir selbst können dabei entscheiden, ob wir diese zukünftige Realität bewusst gestalten wollen oder ob wir nur passiv zuschauen. Statt uns nur auf das zu konzentrieren, was in der Vergangenheit alles nicht gut war, können wir also den jetzigen Moment dazu nutzen, uns zu überlegen, was wir in Zukunft gerne anders hätten und was wir bereit sind, dafür zu tun. Unsere Zukunft wird folglich in diesem Moment erschaffen. In diesem Moment können wir eine neue bewusste Entscheidung treffen, wobei schon eine kleine innerliche Entscheidung wie der Wille, die Vergangenheit mit anderen Augen zu betrachten, sich auf das Schöne, das Nützliche, das Gelernte zu konzentrieren, den Kampf gegen die bereits geschehene Realität beenden kann.
Akzeptieren, was ist, bedeutet dabei allerdings nicht, gutzuheißen, was passiert ist, sondern den Widerstand dagegen abzulegen und zu erkennen, dass wir immer wieder neue Entscheidungen treffen können.
Ein Prozess, der Zeit braucht
Mit diesem Artikel will ich auf gar keinen Fall sagen, dass wir alles immer sofort akzeptieren müssen. Zwischen einem Ereignis und der Akzeptanz liegt stets ein Prozess. Der kann manchmal nur ein paar Sekunden und manchmal auch Jahre dauern. Vor allem bei einschneidenden Ereignissen wie dem Verlust eines geliebten Menschen ist es völlig in Ordnung, ja sogar notwendig, sich wirklich Zeit für seinen inneren Prozess zu nehmen.
Doch oft gibt es auch stets wiederkehrende Ereignisse im Alltag, die uns triggern, herausfordern und an denen wir uns festbeißen. Nicht selten tragen wir dann den Ärger darüber den ganzen Tag mit uns herum. Aber ist das wirklich sinnvoll? Buddha hat es einmal schön formuliert: „Am Ärger festhalten, ist wie Gift trinken und erwarten, dass der andere dadurch stirbt.“ Wäre es daher also nicht ratsamer, sich in Akzeptanz und Vergebung zu üben, um sich selbst vom emotionalen Gift zu befreien?
Manchmal braucht es für den inneren Widerstand aber auch kein auslösendes äußeres Ereignis. Manchmal haben wir plötzlich einfach Momente der völligen Klarheit, in denen wir durch eine Illusion blicken und ganz deutlich die Wahrheit dahinter erkennen, zum Beispiel, wenn wir bemerken, dass der Partner doch nicht so ist, wie wir dachten, oder die neue Arbeitsstelle sich als eine andere entpuppt, als wir uns das erhofft hatten. Oder wir stellen auf einmal fest, dass eine Chance doch nicht so attraktiv ist, wie ursprünglich angenommen. In diesen Momenten fallen wir aus der Illusion heraus. Oft fühlen wir uns dann überfordert und wissen nicht, was wir tun sollen. Häufig gehen wir dann in den Widerstand, manchmal sogar in die Verdrängung. Und auch in solchen Situationen stellt sich mir die Frage: Ist es denn sinnvoll, über einen längeren Zeitraum in diesem Widerstand zu leben?
Für mich lautet die Antwort ganz klar nein. Denn je länger wir im Widerstand sind, desto mehr unserer Lebenskraft und Zeit vergeuden wir. Wir fokussieren uns dabei nämlich lediglich auf das, was wir nicht wollen, anstatt auf das, was wir uns wünschen. Dadurch, dass wir uns im Widerstand befinden, erzeugen wir eine ganze Reihe an negativen Emotionen. Das raubt uns Kraft und Energie. Denn wir schauen dabei die ganze Zeit auf das Problem, aber nicht auf die Lösungsmöglichkeiten.
Der innere Prozess: Mit sechs Fragen zu mehr Akzeptanz
Doch wie können wir Geschehenes akzeptieren? Wie können wir den Widerstand und Ärger ablegen? Wie können wir uns darin üben, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind?
Dazu müssen wir zunächst wissen, dass unser innerer Widerstand von unseren Gedanken erzeugt wird, die sich auf das konzentrieren, was wir nicht wollen. Diese hinderlichen Gedanken gilt es dann, durch förderliche Gedanken zu ersetzen. Am besten helfen uns dabei die richtigen Fragen. Sie ermöglichen es uns, neue Perspektiven einzunehmen, die uns neue Erkenntnisse schenken.
Wenn du also möchtest und bereit dazu bist, kannst du dir jetzt oder später einen Moment Zeit nehmen und zu einer Situation, zu der du im Widerstand stehst, folgende sechs Fragen stellen:
1: Was kann ich hier lernen?
In jeder Situation können wir etwas lernen. Gerade herausfordernde Ereignisse sind hier oft wertvolle Lern- und Erkenntnisgeschenke. Überlege also einen Moment, was du hier lernen kannst. Was weißt du jetzt durch diese Situation, was du vorher nicht wusstest? Oder welche Erkenntnis hättest du gebraucht, damit es nicht passiert wäre?
Die Frage, was kann ich hier lernen, beinhaltet einen machtvollen Schlüssel zu mehr Akzeptanz in unserem Leben. Wenn wir alles als Lernaufgabe sehen, verschwimmen die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß. Wir können die Dinge dann neutraler betrachten, davon lernen und ohne großes Drama weiterziehen.
2: Was kann ich hier üben?
Manchmal fordern Situationen gewisse Fähigkeiten von uns, die es dann eben auch anzuwenden gilt. Doch dazu braucht es manchmal erst etwas Übung. Diese Übung erhalten wir, indem immer wieder Situationen auftauchen, in denen diese eine Fähigkeit gefragt ist. Sind wir zum Beispiel immer wieder ängstlich und trauen uns nicht, mutig Entscheidungen zu treffen, dann werden wir uns immer wieder in Situationen wiederfinden, in denen eine solche Entscheidung von uns verlangt wird. Diese Situationen treten so lange auf, bis wir eben gelernt haben, konsequent Entscheidungen zu fällen. Dann handeln wir neu und durchbrechen so den alten Kreis.
Oder es braucht von uns vielleicht eine offenere Kommunikation. Bisher haben wir vielleicht Vieles mit uns selbst ausgemacht, uns wenig mitgeteilt und dadurch Menschen in unserem Umfeld ausgeschlossen und verletzt. Bis wir nicht anfangen, uns darin zu üben, besser zu kommunizieren, so lange werden wir uns immer wieder in Situationen finden, die uns unsere mangelnde Kommunikationsfähigkeit spiegeln.
Andere benötigte Fähigkeiten können z. B. sein: verständnisvoller sein, nachsichtiger sein, großzügiger sein, eine bessere Impulskontrolle, loslassen können, mit Emotionen besser umgehen, Hilfe annehmen, mehr Disziplin u. s. w.
Solange wir eine geforderte Fähigkeit nicht ausbilden und leben, solange werden also Übungssituationen immer wieder auf uns zukommen. Ein unbewusster Blick auf solche Situationen lässt oft Widerstand und Ablehnung in uns entstehen.
3: Welches Gefühl spürst du, wenn du an die Situation denkst? Angenommen, das Gefühl könnte sprechen, was würde es sagen?
Sprechende Gefühle mögen vielleicht etwas seltsam klingen, doch unsere Gefühle können tatsächlich mit uns kommunizieren und haben erkenntnisreiche Botschaften für uns.
Um mit einem Gefühl in Kontakt treten zu können, rufe es im ersten Schritt zunächst in dir hervor, indem du an die Situation denkst. Wenn das Gefühl dann in dir aufsteigt, schließe die Augen, werde still und frage es: „Liebes Gefühl, warum bist du hier?“ Warte die Antwort ab. Es kann eine Zeit dauern, bis du eine Antwort erhältst. Bleibe in der Stille und beobachte, was passiert. Die Antwort kann ein innerer Dialog sein, ein Bild, ein Geräusch, ein Impuls. Stelle dann weitere Fragen wie: Was kann ich hier lernen?, Was kann ich hier üben?, Welche Fähigkeit brauche ich, um zukünftig solche Situationen zu vermeiden? Stelle am besten offene Fragen, die zu einem Dialog anregen.
In meinen Coaching-Sitzungen arbeite ich oft mit dieser spannenden Methode. Durch die inneren Dialoge lernen sich meine Klienten besser kennen und verstehen. Sie können dadurch leichter Zusammenhänge erkennen und alte Verhaltensmuster verändern.
4: Falls du Vorwürfe hegst, reflektiere einen Moment, ob dieser Vorwurf zu einem Teil auch auf dich zutrifft.
Vorwürfe erzeugen oft einen enormen Widerstand in uns. Mit ihnen gehen meist Ärger, Wut und Groll einher. Nicht selten aber kritisieren wir an anderen einen Aspekt, den wir auch selbst in uns tragen, wenn vielleicht auch nicht in derselben Intensität wie beim Gegenüber, doch zumindest in abgeschwächter Form. Mit dieser Frage beabsichtige ich nicht, das Verhalten des anderen zu rechtfertigen, sondern eigene blinde Flecken zu erkennen. Angenommen, ich mache jemandem den Vorwurf, er wäre verschlossen und würde sich nicht gut mitteilen, und stelle dann fest, dass ich selbst auch etwas in mir trage, was mich manchmal verschlossen sein lässt, dann kann ich mehr Verständnis für den anderen aufbringen.
Verständnisvoll sein bedeutet allerdings hier nicht, das Verhalten des anderen gutzuheißen. Es bedeutet nicht, dass wir keine Grenze ziehen. Verständnisvoll und nachsichtig zu sein, heißt, nur selbst mehr Frieden in dieser Situation zu finden. Und im gelassenen, friedvollen Zustand können wir uns wesentlich besser mitteilen und deutlicher Grenzen aufzeigen.
5: Bringt die Situation wirklich nur Nachteile oder bringt sie nicht doch vielleicht auch Vorteile?
Meine Oma pflegt immer zu sagen: „Selten ein Schaden, wo nicht auch ein Nutzen.“ Dieser Satz hat sich bei mir eingebrannt. Und tatsächlich ist es so. Wenn wir wirklich wollen, können wir in den allermeisten Situationen einen Nutzen, einen Vorteil, einen Gewinn oder etwas Gutes sehen. Wir müssen nur die Augen dafür öffnen. Die Suche nach dem Guten in einer unerwünschten Situation lässt den inneren Widerstand spürbar kleiner werden. Dann fokussieren wir uns nämlich nicht mehr nur auf den negativen Pol, sondern auch auf den anderen Pol, den positiven. Es entsteht eine Balance. Und diese Balance verringert unseren Widerstand.
6: Wiederholst du mental immer wieder dieselbe Geschichte?
In vielen Fällen hätten wir schon längst unseren inneren Widerstand ablegen können. Doch unser Verstand wiederholt immer wieder dieselbe Geschichte, spielt also immer wieder denselben mentalen Film ab. Nicht selten fokussiert er sich dabei auf die besonders schmerzhaften Szenen. Mit jedem abgespielten Film gehen folglich immer wieder dieselben negativen Gefühle einher. Wenn dein Verstand die Geschichte das nächste Mal wieder abspielen will, halte ihn auf. Sage dir innerlich: „Stopp! Diese Geschichte haben ich schon oft genug gesehen. Gerade habe ich dafür keine Lösung, ich kümmere mich zu einem späteren Zeitpunkt darum.“
Statt sich im Alltag von diesen Geschichten jagen zu lassen, können wir die Wiederholung also bewusst unterbrechen und uns auf etwas anderes konzentrieren. Es ist jedoch wichtig, dass wir uns fixe Zeiten setzen, in denen wir uns diese Geschichten anschauen, denn wir wollen nichts verdrängen. In diesen bewusst gewählten Zeiten geben wir uns Raum, das Erlebte zu verarbeiten und darüber zu reflektieren. Das kann alleine, zu Hause, in Kursen oder mit professioneller Unterstützung in Form einer Therapie oder eines Coachings geschehen.
Widerstand verursacht Stress und kostet Kraft
Wenn wir erkennen, dass unser Widerstand uns hauptsächlich stresst und uns enorm viel Kraft raubt, steigt die Motivation, uns mit dem Widerstand auf andere Weise auseinanderzusetzen, um ihn ablegen zu können. Widerstand bremst uns. Immer. Er will uns mitteilen, dass wir etwas nicht gut finden. Er stellt einen Kontrast zu dem dar, was wir eigentlich wollen. Mithilfe der sechs Fragen können wir uns mit unserem Widerstand auf bewusste Weise befassen, ihn aufgeben und uns schließlich neu ausrichten. Dann sind wir wieder frei und offen für die Zukunft.
Du wünschst dir Unterstützung?
Du kannst ein persönliches Coaching nutzen, um vergangene Ereignisse zu verarbeiten. Du lernst Werkzeuge kennen, die dir dabei helfen, Geschehenes anzunehmen und loszulassen. Reserviere gerne ein kostenloses und unverbindliches Vorgespräch.
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