Mit kleinen Schritten vom Problem zur Lösung
Es gibt zwei Arten, wie wir Herausforderungen begegnen können: Entweder wir fokussieren uns auf das Problem und sehen uns selbst als Opfer, oder aber wir konzentrieren uns auf die Lösung und nehmen uns als selbstwirksamen Gestalter unserer Umstände wahr. Doch was braucht es für die zweite Herangehensweise? Dieser Artikel zeigt dir einen einfachen 7-Schritte-Weg, wie du deinen Fokus verändern und dich selbst wieder handlungsfähig machen kannst.
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Oft stecken wir in Problemen fest. Wir denken immer wieder darüber nach, sprechen viel darüber und kauen alles ständig neu durch. Unser Geist kreist um das Problem und gewinnt dabei nur wenig neue Erkenntnisse, die zu einer Lösung beitragen könnten. Wir halten uns in einem kleinen abgesteckten Raum auf, der ausschließlich vom Problem geprägt ist und aus dem wir scheinbar nicht ohne Weiteres heraustreten können. Ich nenne ihn Problemraum. Die Wände dieses Raumes wirken manchmal sehr hoch, was uns wiederum klein fühlen lässt und uns den Blick zu möglichen Lösungen versperrt.
Außerhalb des Problemraums liegt der Lösungsbereich. Er umgibt den Problemraum und hat keine Grenzen – er ist also unendlich viel größer als der Problemraum. Durch diese Weite ist unser Blick wieder offener, sodass wir verschiedene Lösungsansätze erkennen können. Hier fühlen wir uns freier, können klarer sehen und werden uns unserer eigenen Fähigkeit bewusst, zu handeln. Der Schlüssel, den es braucht, um aus dem Problemraum in den Lösungsbereich zu treten, liegt in den richtigen Fragen.
Die richtigen Fragen
Wenn du magst, kannst du den folgenden Teil als eine Art Selbst-Coaching verstehen. Geh dafür einfach die folgenden Schritte anhand eines konkreten persönlichen Problems durch und notiere dir die Antworten dazu auf einem Blatt Papier. Sie ergeben dann einen einfachen und gleichzeitig nachhaltigen Lösungsweg. Der Weg ist in sehr kleine Schritte unterteilt, die leicht umzusetzen sind.
Schritt 1
In Bezug auf dein Thema, auf einer Skala von 0 bis 10, wo stehst du gerade? 0 heißt „belastet mich sehr stark“ und 10 „stört mich gar nicht“.
Mit diesem ersten Schritt verorten wir zunächst unser Thema. Dadurch bilden wir die Basis, um dann mit den nächsten Fragen nach Lösungen suchen zu können.
Schritt 2
Wann lagst du bei diesem Thema auf der Skala schon einmal höher? Mit anderen Worten: Wann ging es dir bei dem Thema schon einmal besser?
Schritt 3
Was hast du damals im Vergleich zu jetzt anders gemacht? Notiere dir alles, was dir dazu in den Sinn kommt.
Wichtig ist dabei, dass du tatsächlich nur das aufschreibst, was du anders gemacht hast. Denn es geht bei dieser Frage darum, eigene Verhaltensweisen zu entdecken, die für das Thema förderlich sind. Notiere also keine Denkweisen wie z. B. „Ich war motivierter“ oder „Ich fühlte mich fitter“, sondern lediglich konkretes Verhalten wie z. B. „Ich bin früher aufgestanden“, „Ich habe selber gekocht“ oder „Ich habe regelmäßig Sport gemacht“ etc.
Schritt 4
Mal angenommen, es würde dir in Bezug auf dein Problem einen Punkt besser gehen. Woran würdest du das merken? Was würdest du dann anders machen?
Auch hier suchst du wieder nach Verhaltensweisen, nicht nach Denkweisen. Notiere alles, was dir dazu einfällt.
Schritt 5
Du hast jetzt eine Liste an Verhaltensweisen, die für die Lösung deines Problems förderlich sind, die dich also dabei unterstützen, dein Problem anzugehen. Was davon ist für dich am einfachsten umzusetzen? Wähle eine Verhaltensweise.
Wenn du eine Verhaltensweise gewählt hast, nimm sie und verkleinere sie so sehr, dass du sie auf jeden Fall regelmäßig in die Tat umsetzen kannst. Mache sie so klein, dass es wirklich keine Ausrede mehr gibt, es nicht zu tun. Es darf ruhig lächerlich klein werden. Setze dir außerdem ein Zeitfenster, wie lange du diesem ersten kleinen Schritt nachgehen möchtest, z. B. zwei oder drei Wochen.
Ein Beispiel: Jemand hat festgestellt, dass es für die Lösung seines Problems hilfreich ist, regelmäßig Yoga zu machen. Früher hatte er das jeden Tag eine halbe Stunde lang getan. Natürlich könnte er nun sofort wieder damit loslegen. Aber die Gefahr innerer Widerstände ist hier zu groß. Deshalb also die Idee in Schritt 5, dieses Verhalten so zu verkleinern, dass innere Widerstände ausgeschlossen sind. Er könnte sich demnach z. B. jeden Tag lediglich fünf Minuten Yoga vornehmen. Wenn er dann länger Yoga machen will, kann er das natürlich tun, muss es aber nicht. Einfach nur fünf Minuten. Jeden Tag. Das löst keine Widerstände aus. Die fünf Minuten am Tag hat er auf jeden Fall Zeit.
Schritt 6
Nach dieser ersten Phase nimmst du dir wieder deine Notizen zur Hand und suchst dir eine zusätzliche Verhaltensweise darauf aus, die du leicht umsetzen kannst, und verkleinerst auch diese wieder so sehr, dass sie dir keine inneren Widerstände verursacht. Auch hier darf es absurd klein werden. Integriere nun diese zweite Verhaltensweise in deinen Alltag und setze dir auch hier wieder einen Zeitrahmen.
Schritt 7
Nachdem du nun beide Verhaltensweisen in deinen Alltag integriert hast, gehst du zum letzten Schritt über. Ab diesem Schritt entscheidest du selbst, wie du fortfahren möchtest. Du kannst entweder nach und nach die Länge deiner Verhaltensweisen ausdehnen, ganz nach dem Motto „Wenn du etwas tust, was hilft, mach mehr davon“ oder du nimmst weitere Verhaltensweisen von deiner Liste in deinen Tagesablauf auf. Du kannst auch beides tun. Achte aber darauf, dass es nach wie vor kleine Schritte sind. Hör einfach gut in dich hinein, was sich für dich richtig und leicht machbar anfühlt.
Die Kraft von kleinen Schritten
Wenn wir inspiriert oder motiviert sind, dann wollen wir am liebsten sofort mit riesigen Schritten loslegen. Zumindest mir geht es immer wieder so, dass ich mir bei manchen Themen zu viel vornehme. Dann will ich in kurzer Zeit Vieles in Bewegung setzen. Das jedoch löst nicht selten nach einer Zeit innere Widerstände aus.
Kleine Schritte wirken oft banal, als ob sie keine Wirkkraft hätten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Kleine Schritte haben nämlich den bedeutenden Vorteil, dass sie einfach umzusetzen sind, dass es keine Überwindung braucht. Auf diese kleinen Schritte kann man bauen und sie nach und nach größer werden lassen. Wir beobachten einfach, was funktioniert, um davon dann mehr zu tun, wie ein kleiner Domino-Stein, den wir anstupsen und der dann einen etwas größeren Domino-Stein umwirft, der daraufhin wieder einen größeren Domino-Stein umwirft und so weiter und so weiter.
Alles beginnt mit einem kleinen Schritt. Vergrößern wir die Schritte immer nur um ein kleines bisschen, ergibt sich daraus ein nachhaltiger Weg zur Veränderung.
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